Leseprobe

Im Gegensatz zu vielen Menschen in unserer westlichen Kultur besitzen die meisten (nicht-menschlichen) Tiere ein Gespür für ihr spirituelles Wesen und dafür, dass ihr Körper nur ein Zuhause auf Zeit ist. Dieses Bewusstsein lässt sie Leben und Tod als einen Kreislauf akzeptieren, der natürlich und immer im Fluss ist. Auch wenn sie wie Menschen über den Verlust eines geliebten Wesens trauern können und ihren Körper zu einem gewissen Zeitpunkt oder unter gewissen Bedingungen vielleicht nicht verlassen wollen, werden sie von anderen Tieren ihrer Spezies nicht darauf konditioniert, den körperlichen (oder irdischen) Tod als schreckliches Ende oder als etwas, wovor man sich fürchten muss, anzusehen. Sie wissen, dass der Tod der Übergang in eine andere Daseinsform ist, so wie der Kostümwechsel während eines Theaterstücks oder eine andere Lebensweise. Im Allgemeinen betrauern sie den Verlust eines geliebten Wesens und lassen sich vom Lebensstrom des Augenblicks treiben.

Das Trauern der Elefanten

Frühjahr 2005, aus "Trunklines", dem Schutzgehege für Elefanten in Tennessee, USA: Das Wärterprotokoll zeigte, dass die Elefanten im Hauptstall, der neben dem Quarantänegebäude liegt, in der Nacht vor Lotas [einer sterbenden asiatischen Elefantin] Tod ein Gruppenritual veranstalteten, das noch nie zuvor dokumentiert (oder beobachtet) worden war. Alle Elefanten befanden sich im Stall, dessen Zugang zum Außengehege offen war. Anscheinend ohne einen Anlass fingen Jenny und Shirley an zu trompeten. Sofort stimmten alle anderen Elefanten in das Geschrei ein, dessen Lautstärke immer mehr zunahm. Die Stallwände vibrierten und die Luft bebte, während das Trompeten der Elefanten zu einem ohrenbetäubenden Lärmpegel anschwoll. Dieses Getöse dauerte sechs volle Minuten. In dem Augenblick, in dem die Lautstärke abnahm, trompeteten die Elefanten wieder lauter. Es klang wie das Klagegeschrei einer Trauergemeinde.

Die Elefanten zeigten in diesen Minuten ein seltsames Körperverhalten. Sie rührten sich kaum. Sie blieben wie angewurzelt stehen und drückten ihre Gefühle so deutlich verbal aus, wie man es sich nur vorstellen kann. Der Gefühlsausbruch endete so plötzlich wie er begonnen hatte; man hörte nur ein paar Restgeräusche und ein gedämpftes Grunzen, während die gesamte Herde wieder zum Dösen, Fressen und der gegenseitigen Interaktion (oder Spielen) überging.

Menschen in naturverbundenen Stämmen, die die Erde und ihre Zyklen ehren, nehmen die Geburt und den Tod gewöhnlich als Teil des Ganzen an. Sie sind sich bewusst, dass sie als spirituelle Wesen weiterbestehen und dass es jenseits der irdischen Fläche (oder Erdoberfläche) spirituelle Reiche oder Dimensionen gibt. Statt sich vor dem Tod zu fürchten, sehen sie ihn oft als eine gesunde (oder heilende) Veränderung oder gar als eine freudige Chance an, zu ihren Vorfahren zurückzukehren oder mit den Göttern oder Geistern anderer Dimensionen zu leben...

Ein guter Tag zum Sterben

von Valarie Cortes Heart, Spezialistin für Tierkommunikation aus Texas

Feiertage und besondere Tage wie zum Beispiel der Geburtstag sind für Menschen Schlüsseldaten. Oftmals halten Menschen, die wissen, dass sie sterben werden, bis zu diesem besonderen Tag am Leben fest. Dann lassen sie los und ziehen weiter. Auch unsere Tiere tun das. Manche Tage sind ein guter Tag zum Sterben, wie die Indianer sagen. Es ist mir oft aufgefallen, dass ich innerhalb eines kurzen Zeitraums von zahlreichen Tierbesitzern angerufen werde, die große Angst davor haben, gesagt zu bekommen, dass der Zeitpunkt gekommen ist, an dem sie loslassen und ihre Tiergefährten einschläfern lassen müssen. Dies scheint in Zyklen zu geschehen, wobei viele Tiere um die Feiertage herum den Übergang machen. Solche Sitzungen sind weder für mich noch für meine Klienten leicht zu ertragen, doch wir finden immer Trost und Sicherheit, wenn wir unsere Tiere fragen, was sie wollen und brauchen, wenn wir sie an ihrer eigenen Sterbepflege mitwirken lassen, so dass sie ihren Tod mit Würde und Respekt gestalten können. Manchmal sind sie bereit zu sterben, manchmal sind sie es nicht. Dann kann es eine große Hilfe sein, mit ihnen zu sprechen. Eines Morgens schwankte Peach, meine achtzehn Jahre alte Hauskatze, Gefährtin, Lehrerin, Freundin und selbst ernannte Büromanagerin. Ihr war schwindlig und sie hatte Gleichgewichtsstörungen. Sie lief im Kreis, stürzte und wirkte benommen.

Noch nie war ich so dankbar über die Fähigkeit, mit Tieren zu kommunizieren, wie an jenem Tag. Nachdem sich meine anfängliche Panik legte, konnte ich sie fragen, was mit ihr los war, wie sie sich fühlte, wo es weh tat und was ich tun könnte, um ihr zu helfen.

Sie hatte zwei Beschwerden. Die eine war ein Schlaganfall und eine partielle (und vorübergehende) Lähmung der rechten Mundseite. Die zweite war eine Verletzung, die sie sich in der vergangenen Nacht zugezogen hatte, als sie bei dem Versuch, auf das Sofa (oder ein Möbelstück) zu springen, gestürzt war.

Sie sagte mir, dass sie etwas Unterstützung brauchte, um ihr Gleichgewicht wiederzufinden, und dass sie nicht zum Tierarzt gebracht werden wollte, da ihr nur schwindlig war. Sie bereitete sich zwar auf das Sterben vor, doch heute war nicht der richtige Tag dafür. Ich respektierte ihre Entscheidung, hielt sie fest, bis sie ihr Gleichgewicht wiedergewonnen hatte, und gab ihr "Rescue"-Tropfen aus Bachblüten. Auch ich nahm etwas "Rescue" gegen meine Panik, das Trauma und den Schock.

Kurz darauf bekam sie Hunger. Sie fraß sehr gut und schaffte es von allein zurück in mein Büro zu gehen, um sich dort an die Arbeit zu machen. Ich rief meinen (homöopathischen) Tierarzt an und holte mir Rat zur Behandlung des Schlaganfalls. Dann begann ich, sie mit homöopathischen Mitteln und Nahrungsergänzungen zu behandeln. Seit ich die Stimme des Tiers sein kann, arbeite ich ganz anders mit meinem Arzt zusammen. Er kann mir Fragen stellen und ich kann meine Antworten auf das stützen, was das Tier mir sagt und auf das, was ich beobachte. Dies macht es für den Tierarzt oder Heilpraktiker und auch für das Tier viel einfacher.

Ich hoffe, meine liebe Freundin wird noch eine ganze Weile Teil meines Lebens bleiben, doch wenn sie bereit ist Abschied zu nehmen, werde ich es verstehen. Sie hat meine Erlaubnis zu gehen, wenn es notwendig wird, auch wenn ich es lieber hätte, wenn sie für immer bei mir bliebe. Doch ich respektiere sie so sehr wie ich sie liebe. Das Geschenk der Geburt und die Freude eines Lebensanfangs bringt das Geschenk mit sich, aus dem Leben zu gehen, wenn die Zeit gekommen ist.

Der Sterbeprozess muss weder traumatisch noch sonderlich schmerzhaft sein. In den Jahren, in denen ich als professionelle Spezialistin für Tierkommunikation tätig war, habe ich schon viele Klienten mit geliebten Haustieren im Übergang beraten, und in fast allen Fällen hatte das Tier keine Angst vor dem Sterben. Es begrüßte den Tod wie einen alten Freund und war dankbar für die Erlösung von Schmerzen und dem unbrauchbar gewordenen Körper. Die größte Sorge der Tiere war, dass ihre menschlichen Freunde den Sterbeprozess nicht verstehen würden. Die Tiere wollten keine schmerzhaften Eingriffe durch Menschen, die das Leben über die Lebenszeit hinaus verlängern würden. Sie wollten auch nicht von der Angst und Panik der Menschen bei ihren verzweifelten Versuchen, unter allen Umständen am Leben festzuhalten, bedrängt werden.

Diese weisen Kreaturen haben mir viel über das Sterben beigebracht, und was geschieht, wenn wir unseren Körper verlassen. Dann schweben wir hinaus und lassen die sterbliche Hülle zurück. Unser Geist steigt auf, und wir werden wieder in der spirituellen Dimension empfangen, aus der wir gekommen sind. Tiere kehren an denselben Ort zurück wie wir Menschen, wenn wir unsere irdische Aufgabe erfüllt haben. Es gibt nichts, wovor man sich fürchten sollte, wenn man das Leben loslässt, das wir bisher kannten, und vieles, worauf man sich freuen kann (oder darf).